"Schamlos"
ist ein Plädoyer für eine multikulturelle Gesellschaft? Nichts
könnte passender sein als diese Aussage. Mich hat das Lesen des
Buches verändert, da ich viele Dinge, die angesprochen werden aus
einem anderen Blickwinkel betrachtet habe und einen hohen Lerneffekt
für mich erzielen konnte. Das und vieles mehr, macht "Schamlos"
so wertvoll. Ich begann mich innerlich zu verändern, da ich
erkannte, das ich a) zu wenig informiert bin über
den Islam und b) mich allerlei Klischees bedient
habe, die c) nun dazu führen, einiges mit anderen
Augen zu betrachten.
Ich
habe selbst ausgegrenzt, da ich mich durch Medien und anderem dazu
hinreißen ließ, alle verschleierten Frauen über einen Kamm zu
scheren. Und warum? Weil es mir Angst macht und ich ungenügend
informiert bin. Das Buch fordert dazu heraus umzudenken und sich
damit auseinander zu setzen, Menschen, insbesondere muslimische
Frauen, ihr Handeln und Denken anders zu deuten. Innerhalb des
Sachbuchs werden viele Facetten des muslimischen Glaubens beleuchtet.
Es zeigt auf, wie schwer es ist, sich innerhalb der eigenen Familie
als Frau zu behaupten. Wie schwer ist es also innerhalb einer
Gesellschaft, die keinerlei Akzeptanz aufweist?
Ich
vermute tatsächlich, das viele Leser_innen dieses Buches begreifen
werden, was hinter "Schamlos" steht und welche
Aussage es letztendlich trifft. Es ist ein Plädoyer, da wir in einem
Zeitalter leben, in dem auch der Islam Einkehr hält. Es ist nichts,
was wir fürchten müssen. Sich Wissen anzueignen und nicht Ablehnung
von Grund auf dessen, was uns unbekannt ist, denn nur so
kann Akzeptanz entstehen.
"Schamlos"
ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn es klärt auf und
zweigt mir meine eigene Unwissenheit sehr deutlich. Was zunächst wie
ein Sachbuch klang, ist sehr viel mehr, da es aufklärt und definitiv
ein Wegweiser des friedlichen Zusammenlebens miteinander ist.
Unterschiedliche Kulturen, Religionen und doch der Mensch im
Mittelpunkt, der sich Akzeptanz wünscht und nicht
nur Kritik, böse Blicke oder das Tratschen hinter vorgehaltener Hand. Ich vermute allerdings, das Ausgrenzung
oftmals aus Unsicherheit geschieht, denn auch ich ertappe mich dabei,
Frauen in Burka länger anzustarren als nötig, da es mich
verunsichert und die Medien einen großen Beitrag dazu leisten, mir
Angst einzujagen.
Akzeptanz ein
großes Wort, welches lediglich bedeutet, etwas anzunehmen, bzw. zu
akzeptieren. Das Gegenteil von Akzeptanz ist Ablehnung. Was
aber lehne ich ab? Letztendlich steht hinter jeder
Ablehnung ein Mensch. Ein Mensch, der sich im Wesentlichen nicht von
mir unterscheidet, denn er besteht genau wie ich aus Sauerstoff,
Wasserstoff und anderen chemischen Elementen. Wenn ich mir dieses vor
Augen führe, kann ich intuitiv niemanden ablehnen, denn jeder Mensch
ist ein Individuum, egal ob seine Hautfarbe, seine Religion oder auch
die Kleidung anders ist als meine . Akzeptanz beginnt also zu
allererst bei mir, und zwar genau dann, wenn das Erkennen einsetzt. Die Frage ist also: Was lehne ich eigentlich ab?
Ausgrenzung
geschieht innerlich, wenn ich beginne andere Hautfarben und
Religionen abzulehnen. Warum ist das so? Weil ich den Medien folge,
die immer wieder Schreckensszenarien verbreiten, die verunsichern und
beängstigen. "Schamlos" ist definitiv ein
Appell an mich persönlich, meine Gesinnung zu überdenken. Ich
selbst kann ein großer Teil des Ganzen werden, indem
ich Akzeptanz lerne und mich nicht mehr verunsichern
lasse. Es fängt also bei mir an, indem ich Akzeptanz vorlebe.
Dieses kann geschehen, indem ich innerhalb meiner Familie, meines
Freundeskreis oder auch meiner Arbeitsstelle dafür einstehe, dass
ich eine multikulturelle Gesellschaft interessant finde und ihr
wohlwollend gegenüber stehe. Was natürlich heißt, das ich
fanatischen Glauben, der auch innerhalb der Medien aufgebauscht wird,
dennoch skeptisch gegenüber stehe und natürlich nicht gut heißen
kann.
Ausgrenzung
geschieht dadurch, das ich mich distanziere und mich nicht auf
eine multikulturelle
Gesellschaft einlassen möchte. Ich lehne es ab, mich mit mit einer
anderen Religion, einer anderen Gesinnung und Kultur zu befassen,
wobei es enorm wichtig ist, voneinander zu lernen. Die drei
Autorinnen des Sachbuches "Schamlos"
leben es vor und ihre einfachen Aussagen beeindrucken sehr. Mich
stimmt es nachdenklich und fordert mich nahezu heraus, mein Verhalten
zu ändern und mich darauf einzulassen, andere zu akzeptieren und
ihren Wert nicht an Äußerlichkeiten festzumachen. Dies gilt natürlich für alle Menschen und nicht nur Frauen, die dem Islam angehören. Für mich ein ganz wichtiges Statement, denn letztendlich können wir voneinander profitieren. Wir leben in einer bunten Welt voller Vielfalt, die wir genießen sollten, anstatt nur Ablehnung zu empfinden oder zu praktizieren. Wenn sie jede/r Leser_in dieses Artikel selbst reflektiert und sich auf das Wesentliche besinnt, dann war es ein Gewinn, sich dieser Herausforderung zu stellen und "Schamlos - Ausgrenzung durch fehlende Akzeptanz" zu verfassen.